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Energiewende und Markt: CO2 braucht einen echten Preis – und warum das der Biogasbranche hilft
Die Bundesregierung setzt bei der Stromversorgung auf marktwirtschaftliche Lösungen, damit sich die volkswirtschaftlich kostengünstigsten Optionen durchsetzen und die knappen Mittel für den Klimaschutz möglichst effizient eingesetzt werden. Das kann durchaus wirksam sein – wenn es denn einen fairen Preis für Umweltbelastungen gibt. Doch was würde das für die Biogasbranche heißen?
Zahlreiche Wissenschaftler und Initiativen rufen nach einer CO2-Bepreisung, sei es eine Abgabe, ein Mindestpreis für Emissionrechte im europäischen Emissionshandel oder eine Steuer, die den bisher sehr niedrigen Preis für CO2-Zertifikate ergänzt. Tatsächlich liegt eine solche Lösung „in der Luft“, denn nur für wenige politische Instrumente sind solche Mehrheiten zu finden.
Bisher müssen nur große fossile Kraftwerke für ihre CO2-Emissionen im Rahmen des europäischen „emission trading system“ ETS bei der Deutschen Emissionshandelsstelle Zertifikate erwerben. Eine gewisse Menge wird „zugeteilt“. Diese Menge reduziert sich jährlich. Fehlende Mengen muss der Emittent auf dem Markt zukaufen. Emissionsrechte können auch erzeugt werden, indem Industrien ihre CO2-Emissionen reduzieren und die frei werdenden Rechte an Nachfrager verkaufen, die lieber günstige Rechte einkaufen als ihre eigenen Emissionen zu mindern. So kommt stets die kostengünstigste Option zur Umsetzujng – ein schlaues Konzept..
Bisher war aber ein großes Überangebot entstanden, weil die Industrie stets sehr findig darin war, mehr als genug Emissionszertifikate zu erhalten oder zu generieren. Die Preise bleiben niedrig, die Anreizwirkung gering. Sogar sehr einfache und billige CO2-Reduzierungsmöglichkeiten bleiben dadurch ungenutzt: „Es lohnt sich nicht…“..
Deshalb setzen sich immer mehr Organisationen und Firmen dafür ein, einen Mindestpreis festzulegen, bis die Knappheit der Emissionsrechte für einen ausreichend hohen Preis sorgt. Eine wichtige neue Initiative ist der Verein CO2-Abgabe unter Mitwirkung des renommierten Energiewende-Pioniers Joachim Nitsch. Die Flexperten unterstützen den Verein bereits.
Bei einem Ausstieg aus Subventionen und Umlagen wären auch Biogasanlagen dem scharfen Wind des Wettbewerbs ausgesetzt – funktioniert das? Bei dieser so existenziellen Frage für landwirtschaftliche Energiewirte lohnt eine nüchterne Betrachtung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit.
Unterstellt, dass CO2-Emissionen aus fossilen Kraftwerken mit den Kosten belastet werden, die sie nach wissenschaftlich unterlegter Meinung als Schäden verursachen, müsste der CO2-Mindestpreis bei über 100 € pro Tonne liegen. Bei glatten 100 €/to würde eine Kilowattstunde Strom aus Braunkohle etwa 11 Cent teurer, für Steinkohlestrom müsste man etwa 9 Ct/kWh drauflegen, bei Erdgas-Turbinen wären es gut 6 Ct/kWh, die modernen GuD-Kraftwerke liegen um 4,5 Ct/kWh (berechnet nach den Mittelwerten aus „CO2-Bilanzen verschiedener Energieträger im Vergleich“, Bundestagsdrucksache, Berlin 2007).
Auch fossil erzeugte Wärme würde teurer werden müssen. Eine Kilowattstunde Wärme aus einem Erdgaskessel würde sich um etwa 3 Ct verteuern.
Hinzu kommen natürlich wie bisher die Betriebskosten, speziell die Treibstoffe, sowie kalkulatorische Kosten für die Bereitstellung der Anlagen. Die Deckung der Investitionskosten wird in Zukunft mit in immer weniger Betriebsstunden erfolgen müssen, denn in immer mehr Stunden werden die unschlagbar günstigen Umweltenergien die komplette Versorgung leisten. Die erzeugte Strommenge muss also auch mehr Investitionskosten tragen.
Würden die Strompreise diese Beträge tragen müssen, dann lägen sämtliche fossilen Anbieter über 10 Cent/kWhel. steigen. Durch den „merit order“-Markt würden damit auch die Erlöse für flexible Biogasanlagen in Zeiten hoher Last bei über 10 Cent, eher 15 Ct/kWhliegen. Wird dann auch die – dann ebenfalls wertvollere – Wärme verkauft, dann könnten die Markterlöse für Biogasanlagen tatsächlich reichen. Das gilt umso mehr, je stärker sich die Einspeisung auf die Zeiten hohen Bedarfs und hoher Preise konzentriert.
Doch Achtung: dazu gehört auch die Nachhaltigkeit der Biogaserzeugung. Werden bei der Substraterzeugung, der Vergräung oder der Biogasverwendung Treibhausgase freigesetzt, kann der Biogasstrom ebenfalls mit CO2-Kosten belastet werden. Schon wäre ein Teil der Vorsprungs dahin. Klimaschädliche Erzeugung und Lagerung von Substraten, undichte Gasspeicher und Methanschlupf müssen minimiert werden.
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