Nachhaltige Biogaserzeugung

Politisch ist klar: die Bundesregierung will aus der Anbaubiomasse aussteigen. Die Europäische Union hat ebenfalls festgelegt, dass in Zukunft keine Pflanzen, die primär Proteine und Kohlehydrate liefern, für Energiegewinnung genutzt werden sollen. Das ist bei wachsendem Hunger in der Welt nicht vermittelbar.

Dagegen protestieren etliche Landwirte. Wahrscheinlich ist es aber klüger, den langsam sinkenden Anteil der Anbaubiomasse zu akzeptieren und stattdessen auf die enormen Mengen ungenutzter Substrate zu setzen. Es geht darum, die landwirtschaftlichen Reststoffe auf dem Acker zu erfassen, sowie möglichst die gesamte (schrumpfende) Tierhaltung auf Stroh umzustellen und den Mist in die Vergärung zu bringen. Pflegeschnitte von Straßenbegleitgrün über städtische Grünflächen bis zum Aufwuchs von Blüh- und Stilllegungsflächen und Ausgleichsmaßnahmen sollten energetisch genutzt werden dürfen.

Ein weiterer Ansatz ist es, aus den natürlichen Kreisläufen möglichst große Materialströme in die Vergärung umzuleiten, die ohnehin zur Zersetzung anstehen, um die Nährstoffe und Fasern nach dieser „Ausleihe“ wieder an die Böden zurückzugeben. Das ist doppelter Klimaschutz, denn auch der reine Ackerbau emittiert in der Destruktionsphase von Pflanzen gefährliche Treibhausgase, die man auf diese Weise einfangen kann. Damit könnte man auch Flächen nutzen, die primär dem Natur- und Artenschutz dienen, aber nicht zur Nahrungserzeugung in Frage kommen.

Im Netzwerk Flexperten bilden wir derzeit eine Fachgruppe Speicherkraftwerke, um auch den Betreibern ein Forum und Stimme zu bieten.  Eine informelle „AG Praktiker Landwirtschaft“ aus diesem Kreis hat im Winter 2021/22 bereits die Arbeit aufgenommen, um die genannten neuen Substratpotenziale und die rechtlichen Rahmenbedingungen für deren Einsatz zu bewerten. Am wichtigsten dürfte sein, die Veränderung der Kostenstruktur beim Ausstieg aus der Anbaubiomasse zu ermitteln und Einstieg in die Vergärung von Stroh, Mist und bunter Biomasse.

Daraus sollen Vorschläge an die Politik entwickelt werden, wie hoch Investitionen und laufende Mehrkosten für „ökologisch wertvolle Substrate“ sind, wie hoch ein Anreiz zum Umstieg sein muss und über welche Instrumente dies die Biogasanlagen erreichen kann.

Als der Energiepreisschub alle Märkte durcheinandergebracht und das EEG die knappen Kapazitäten der Flexperten gebunden hatte, wurde blieb das dritte Online-Meeting bisher aus.

Ab dem Sommer sollte diese wertvolle Arbeit allerdings fortgesetzt werden. Netzwerkpartner mit landwirtschaftlicher Expertise sind herzlich eingeladen, sich einzubringen. Eine Mail genügt.