Was ist besser: Gasnetz oder Wärmenetz?

Auch wenn zwischen Gasaufbereitung und Einspeisung oder Speicherkraftwerk eher eine Wahl zwischen zwei positiven Lösungen ist, wird diese Frage täglich gestellt.

Es gibt eine klare Antwort, denn es ist letztlich die Wahl zwischen Gasnetz und Wärmenetz. Alleinige Verstromung von Biogas ohne Wärmenutzung ist nicht effizient, nicht zeitgerecht. Wenn die Wärme keine sinnvolle Verwertung findet, sollte auf jeden Fall die Gasaufbereitung bevorzugt werden.

Gibt es aber Wärmebedarfe vor Ort, dann kann die Wärme des BHKW ausgekoppelt werden. Bei Entfernung von etlichen Kilometern kann das flexible BHKW als Speicherkraftwerk gleich dorthin gebaut werden. Die Grüngasleistung zum Ort der Wärmenutzung ist allemal energetisch sinnvoller als eine aufwändige Gasaufbereitung und -einspeisung. Wie kommt man nun an ein Wärmenetz?

Ein wichtiger Impulsgeber ist heute, dass immer mehr Gemeinden eine kommunale Klimaschutzplanung aufstellen, die oft auch einen Wärmeplan – besser: Energieplan enthält. Natürlich spielt auch die Preisexplosion eine Rolle. Aber auch, ob es eine Initiative auf Seiten der Wärmeabnehmer gibt. Da reicht ein:e pfiffiger Unternehmer:in, der bereit ist, alle Anwohner abzuklappern und Gespräche zu führen.

Broschüre Bioenergiedörfer

Die Bundesregierung geht mit der Bundesförderung effiziente Wärmenetze auch kräftig in die Förderung. Die KfW ergänzt das über günstige Kredite. Auch eine Gasleitung von der Biogasanlage zur Gemeinde wird hoch bezuschusst.

Für Tausende von Biogasanlagen, die noch nach einer Zukunft suchen, steht nun die Entwicklung von Wärmenutzungen an. Dabei ist es wichtig, dass sich zunächst die Akteure aus der Abnehmergemeinde und der Biogaserzeugung zusammenfinden und anhand von vielen Hundert erfolgreichen Praxisbeispielen klären, wer welche Aufgaben übernimmt und wie die Zusammenarbeit am besten funktionieren kann.

Oft, aber bei Weitem nicht immer investiert der Biogasbetreibende auch in das Wärmenetz. Es sind eher Privat- oder kommunale Unternehmen, oder speziell gegründete Wärmegenossenschaften, von denen die Entwicklung eines Wärmenetzes ausgeht. Dabei können Energieagenturen, der CARMEN e.V. oder erfahrene Planungsbüros wertvolle Geburtshelfer sein.

Nahwärmeoberopfingen-Plan

Nahwärmeoberopfingen-heute

Die Schnittstelle zwischen der Biogaserzeugung und der Wärmeabnahme kann dann irgendwo zwischen Gasleitung dem Nahwärmenetz liegen. Vorzugsweise betreibt der Biogaslieferant auch das BHKW und ggfs. auch den Wärmepuffer, während die Wärmegesellschaft oder eine Genossenschaft die Wärme verteilt. Manchmal bleibt auch die Wärmebelieferung vollständig in der Hand des BHKW-Betreibenden – da sind je nach unternehmerischer Initiative und Finanzkraft keine Gestaltungsgrenzen gesetzt.

Gettorf-Nahwärmeladen
Energiewendebüro, ASL

Frühzeitig müssen sich die Parteien auf ein faires Geschäftsmodell einigen. Meist heißt das Tauschgeschäft: Sicherheit gegen Ertragspotenzial. Langfristige Investitionssicherheit und langfristige Versorgungssicherheit passen gut zusammen – die Preisfestlegung für die gesamte Zeit oder die Verabredung eines Preisanpassungsmechanismus ist dann wichtig für die Vertrauensbildung.