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Stromnetz entlasten, Energiewende sichern:

Biogasanlagen weiter flexibilisieren!

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Beides können Biogas- und Biomethan-BHKW leisten, die mit einer installierten Leistung von knapp 5 GW über 7 % des deutschen Strombedarfs erzeugen – meist aber noch in Grundlast. Diese Anlagen könnten durch konsequente Flexibilisierung bei Bedarf, marktorientiert, mit vielfacher Leistung zur Versorgungssicherheit beitragen. Sie würden dann im größeren Teil der Zeit ruhen und das Netz für erneuerbare Energien freimachen.

Da Biogas über das EEG zunächst nur mit Grundlast-BHKW aufgebaut wurden, müssen die Betreiber in größere BHKW und Speichern investieren. Diese Umstellung ist zwar eine der kostengünstigsten Flexibilitätsoptionen. Die Betreiber brauchen bei aktuellen Marktbedingungen dennoch einen Finanzierungsanschub. Dafür wurde die Flexibilitätsprämie zur Neuausrichtung des Anlagenparks eingeführt. Die Flexprämie hat wegen verschiedener Hemmnisse und geringer Marktimpulse bisher nur zögernd gewirkt. Durch ihre Deckelung droht aktuell, dass die Investitionen eingestellt werden.

Die Bundesregierung will nun „… die Potenziale des Anlagenbestands biogener KWK-Anlagen für Energiewende und Klimaschutz ausschöpfen. Dazu gehören eine umfassende Umrüstung auf eine flexible Fahrweise, der Ausbau der Wärmenutzung …“ (Koalitionsvertrag).

Im ersten Schritt soll die Deckelung dieser Flexprämie reformiert werden, um Rechtsunsicherheit auszuräumen. Dafür muss das EEG-KWKG-Änderungsgesetz („100-Tage-Gesetz“) mit einer entsprechenden Regelung möglichst bald verabschiedet werden.

Doch das allein genügt nicht, denn ein Großteil der Biogas-Bestandsanlagen bliebe damit von einer konsequenten Flexibilisierung ausgeschlossen. Viele Betreiber fallen inzwischen aus der Förderung mit der bisherigen Flexprämie heraus, weil diese nur für Anlagen wirkt, die weniger als 10 Jahre am Netz sind. Oder weil die Betreiber schon früh mit „kleinen“ Flex-Maßnahmen begonnen haben.

Für einen Großteil der Betreiber, die kleinschrittig in die Flexibilisierung investieren oder die Entwicklungen abgewartet haben, hat der Fachverband Biogas (FvB) daher das Konzept „Opti-Flex“ entwickelt: Danach könnte die bisherige Flexibilitätsprämie auch in einer verkürzten Laufzeit vegütet werden. Die Förderung wird – bei ansonsten gleichen Bedingungen, unter Abzug bereits erhaltener Förderung – von zehn Jahren auf bis zu fünf Jahre gestaucht. Zudem soll ein Effizienzsicherungskriterium sicherstellen, dass es zu keinen Mitnahmeeffekten kommt (Mindestlaufzeit je BHKW). Nur so werden die Investitionen in die konsequente Flexibilisierung wieder finanzierbar.

Kurz: Damit Biogas zukünftig zur Versorgungsicherung beitragen kann, und um die Kosten der Energiewende zu mindern, muss die Flexibilisierung des Anlagenbestands fortgesetzt werden.

Dies braucht Ihre politische Unterstützung. Bitte fördern Sie das Konzept bei Ihrer Tätigkeit!

Dazu eine aktuelle Erfolgsmeldung aus der Praxis: Der Anteil von Betreibern, die sich bei der Flexibilisierung von Anfang an konsequent auf die langfristigen Erfordernisse des Strommarktes einstellen, hat sich inzwischen vervielfacht. Der Anteil von Anlagen mit einem Leistungszubau von mehr als 200 % liegt im 1. Halbjahr 2018 schon bei über 25 % und wächst rasch weiter (dreifache Leistung der BHKW, Einspeisung an nur 8 von 24 Stunden möglich). Die Mehrzahl der aktuell laufenden Flexibilisierungsprojekte ist darauf ausgelegt, bei guter Versorgung mit Wind- und Solarstrom die BHKW konsequent abzustellen und in Zeiten von Versorgungsengpässen ein Vielfaches an Strom zu erzeugen, ohne mehr Biomasse zu verbrauchen. So werden Biogasanlagen zu Speicherkraftwerken. Flexible Biogas-BHKW ersetzen Grundlastkraftwerke, entlasten die Stromnetze, senken die Kosten für Redispatch und Abregelungen.

Es wäre fatal, wenn dieser Trend wieder unterbrochen wird – das droht aktuell bei politischer Untätigkeit. Die Reform des Flex-Deckels und Opti-Flex müssen deshalb möglichst zeitnah verlässlich in Gang kommen, damit die verunsicherten Betreiber diesen positiven Weg fortsetzen.

Ein positiver Nebeneffekt: Es konnte nachgewiesen werden, dass die Förderung durch die Flexibilitätsprämie durch sinkende Angebotspreise bei der Anschluss-Ausschreibung wieder an die Verbraucher zurückfließen werden. Durch flexible Biogasanlagen sinken nicht nur die Kosten von Redispatch. Auch der Wettbewerb um Flexibilitätsoptionen wird sich intensivieren und Kosten senken.

Parallel dazu sind weitere positive Trends erkennbar. Auch die Koalitionsziele: „… sowie eine Maximierung der Treibhausgaseinsparung durch Effizienzsteigerung und Substratänderungen“ werden in der Branche verfolgt. Die Forschung im Biogasbereich richtet sich auf flexiblere Biogaserzeugung. Erste Anlagen sind in der Lage, im Bedarfsfall innerhalb von Stunden die Biogasmenge drastisch zu erhöhen und die Biomassevorräte in einer Dunkelflaute oder Kältewelle massiv einzusetzen. Damit können „Bio-Batterien“ teure konvetionelle Stromspeicher ergänzen.

Und schlussendlich nimmt der Einsatz von Rest- und Abfallstoffen für die Biogaserzeugung immer weiter zu. Die Zeiten von überwiegendem Maiseinsatz sind ohnehin vorbei. Stattdessen erobert die „durchwachsene Silphie“ die Biogasfermenter. Ihre speziellen Vorteile liegen im Naturschutz: Diese mehrjährige Pflanze bietet durch monatelange Blüte (Ende Juni bis Anfang September) eine unvergleichliche Bienenweide und Lebensraum für Insekten. Ihre Wurzeln lockern den Boden, fördern Bodenfauna und Wasserpeicherfähigkeit. Nicht nur das: Die Humusbilanz ist deutlich positiv. Das bedeutet, dass diese Kulturen Kohlenstoff im Boden binden und dafür Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnehmen. In ersten wissenschaftlichen Untersuchungen wurden Werte gemessen, nach denen 8 Tonnen CO2 je Hektar und Jahr gebunden werden. Das sind zwei Drittel dessen, was der Klimaschutzmotor Wald schafft. Der Vorteil gegenüber dem Wald: Mit Biogassubstraten werden landwirtschaftliche Einkommen erzielt. Daraus kann sich eine neue Perspektive für eine Verbindung von Klimaschutz, Landwirtschaft und Energieversorgung ergeben.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie die skizzierten politischen Maßnahmen zur Transformation der Biogaswirtschaft unterstützen. In Ihrer Funktion und durch Ihre Kontakte können Sie wertvolle Beiträge dazu leisten.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Danke für Ihren Einsatz!